Lerntipps
Lesen = gute Rechtschreibung?
Wer viel liest, tut ganz nebenbei etwas für seine Rechtschreibung!
DEUTSCHLESENSCHREIBEN
8/6/20251 min read
Lesen = gute Rechtschreibung?
Wer viel liest, tut ganz nebenbei etwas für seine Rechtschreibung!
Als Teenager konnte ich nachts stundenlang lesen – heimlich mit der Bettlampe oder einer Taschenlampe unter der Decke. An Wochenenden oder in den Ferien tauchte ich bis in die frühen Morgenstunden in spannende Geschichten ein. Ein bisschen Nervenkitzel war auch dabei: Würde ich das Licht rechtzeitig ausschalten können, wenn Schritte im Flur zu hören waren?
Damals wusste ich noch nicht, wie sehr mir diese Leseleidenschaft auch beim Schreiben helfen würde. Denn wer viel liest, entwickelt ein natürliches Gefühl für Sprache – und ganz besonders für die Rechtschreibung.
Wissenschaftliche Studien bestätigen das:
Beim Lesen sehen wir Wörter in ihrer korrekten Schreibweise immer wieder. Dadurch entsteht im Gehirn ein inneres orthografisches Lexikon – eine Art mentales Wörterbuch. Laut Linnea Ehri (2005) speichern wir dabei nicht nur das Aussehen von Wörtern ab, sondern lernen gleichzeitig intuitiv, wie Sprache funktioniert. Dieses „Sprachgefühl“ hilft uns später beim Schreiben, oft ohne dass wir bewusst an Rechtschreibregeln denken.
Eine Untersuchung der Universität Regensburg (Hammerschmidt & Müller, 2018) zeigt zudem, dass regelmässiges Lesen nicht nur die Leseflüssigkeit verbessert, sondern auch Rechtschreibleistungen steigert. Der Grund: Jedes gelesene Wort ist eine kleine Lerneinheit, bei der unser Gehirn Schreibweise, Bedeutung und Aussprache fest verknüpft – ein Prinzip, das David Share (1995) als „Self-Teaching Hypothesis“ beschreibt.
Natürlich gehört gezieltes Üben dazu, wenn man bei manchen Wörtern unsicher ist. Aber Lesen ist die perfekte Grundlage.
Mein Tipp:
Lass Kinder lesen, was sie wirklich interessiert – ob spannende Geschichten, Comics oder Sachbücher. Wer mit Freude liest, stärkt ganz nebenbei sein Sprachverständnis – und damit auch die Rechtschreibung.
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Quellen:
Ehri, L. C. (2005). Learning to read words: Theory, findings, and issues. Scientific Studies of Reading, 9(2), 167–188.
Hammerschmidt, S., & Müller, A. (2018). Einfluss von Leseflüssigkeit auf Rechtschreibleistungen. Universität Regensburg.
Share, D. L. (1995). Phonological recoding and self-teaching: Sine qua non of reading acquisition. Cognition, 55(2), 151–218.