Lerntipps
Lesen = gute Rechtschreibung?
Wer viel liest, tut ganz nebenbei etwas für seine Rechtschreibung!
DEUTSCHLESENSCHREIBEN
10/22/20252 min read
Lesen = gute Rechtschreibung?
Wer viel liest, tut ganz nebenbei etwas für seine Rechtschreibung – und das ganz ohne langweilige Diktate oder stures Regelpauken. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Dann wird’s Zeit für einen kleinen Blick in die Wissenschaft (und in meine Jugend).
Als Teenager konnte ich nächtelang lesen – heimlich mit der Bettlampe oder einer Taschenlampe unter der Decke. An Wochenenden oder in den Ferien tauchte ich bis in die frühen Morgenstunden in spannende Geschichten ein.
Und jedes Mal dieser kleine Nervenkitzel: Schritte im Flur! – Schnell das Licht aus, Buch unters Kissen, unschuldig schnarchen. (Hat natürlich nie so ganz funktioniert.)
Damals hätte ich nie gedacht, dass mir diese heimlichen Lese-Marathons später beim Schreiben helfen würden. Aber tatsächlich: Wer viel liest, entwickelt ein natürliches Gefühl für Sprache – und ganz besonders für die Rechtschreibung.
Wissenschaftliche Studien bestätigen das (also ja, Mama, das nächtliche Lesen war Bildung, nicht Rebellion!):
Beim Lesen sehen wir Wörter immer wieder in ihrer richtigen Schreibweise. Dadurch bildet sich im Gehirn ein inneres „orthografisches Lexikon“ – quasi ein Wörterbuch im Kopf. Die Sprachforscherin Linnea Ehri (2005) erklärt, dass wir nicht nur das Aussehen von Wörtern abspeichern, sondern gleichzeitig lernen, wie Sprache funktioniert. Dieses intuitive Sprachgefühl hilft uns später beim Schreiben – ganz ohne dass wir ständig über Rechtschreibregeln nachdenken müssen.
Auch eine Studie der Universität Regensburg (Hammerschmidt & Müller, 2018) zeigt: Wer regelmässig liest, schreibt besser. Der Grund: Jedes gelesene Wort ist wie ein Mini-Training fürs Gehirn – Schreibweise, Bedeutung und Aussprache werden miteinander verknüpft.
Oder, wie es David Share (1995) nennt: „Self-Teaching Hypothesis“. Lesen ist quasi das Fitnessstudio für dein Sprachzentrum – ganz ohne Schwitzen.
Natürlich ersetzt Lesen kein gezieltes Üben, wenn man sich bei bestimmten Wörtern unsicher ist. Aber es legt den Grundstein: Wer viel liest, hat Sprache im Ohr und im Kopf.
Mein Tipp:
Lass Kinder lesen, was sie wirklich interessiert – ob Comics, Fantasy oder Sachbücher über Dinos. Wer mit Freude liest, verbessert seine Rechtschreibung fast von allein. Und vielleicht steckt unter der nächsten Bettdecke ja schon die nächste kleine Leseratte mit Taschenlampe …
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Quellen:
Ehri, L. C. (2005). Learning to read words: Theory, findings, and issues. Scientific Studies of Reading, 9(2), 167–188.
Hammerschmidt, S., & Müller, A. (2018). Einfluss von Leseflüssigkeit auf Rechtschreibleistungen. Universität Regensburg.
Share, D. L. (1995). Phonological recoding and self-teaching: Sine qua non of reading acquisition. Cognition, 55(2), 151–218.